original in en Georges Tarbouriech
en to de Sebastian Stein
Georges ist ein langjähriger Unix Nutzer. GNUstep gehört zu seinen Favoriten unter den freien Software Projekten.
Da GNUstep ein Framework ist, bietet es einige sehr gute Entwicklungswerkzeuge. Einige größere Anwendungen sind ebenfalls verfügbar. Hier soll es aber um die kleineren sehr nützlichen Anwendungen gehen. Dies ist ein wirklich sehr knapper Überblick �ber einige von ihnen.
Glücklicherweise gibt es immer mehr GNUstep Anwendungen. Sehr viele von
ihnen sind noch sehr "jung", aber sie funktionieren... und werden
verbessert mit der Weiterentwicklung von GNUstep. Da es wesentlich mehr
von ihnen gibt als die meisten Leute denken, können wir nur einige wenige
vorstellen. Natürlich ist die Auswahl willkürlich, aber das bedeutet
nicht, dass die nicht erwähnten Anwendungen nicht ebenfalls interessant
sind. Ich entschuldige mich bei den Entwicklern, deren Anwendungen hier nicht
genannt werden. Damit diese Anwendungen laufen, muss GNUstep installiert und
lauffähig sein. Die Tests wurden mit der aktuellen stabilen Version,
gnustep-base und gnustep-make 1.6.0 und gnustep-back und gnustep-gui 0.8.5,
gemacht.
Diese sind verfügbar unter http://www.gnustep.org.
Alle Anwendungen können kompiliert und installiert werden mit make
und make install (oder gmake unter FreeBSD). Ausgeführt werden sie
entweder über das GNUstep Kommando openapp oder, wenn man Window
Maker benutzt, durch einen Klick auf das entsprechende Icon, nachdem man es dorthin
geschoben hat.
Es sei noch angemerkt, dass die Versionsnummern mit denen beim Test benutzten
übereinstimmen. Während der Lektüre dieses Artikels kann es
natürlich sein, dass sich die Versionen geändert haben.
Wie die README Datei schon sagt, Affiche ist eine kleine Anwendung die es
erlaubt, Notizen auf dem Desktop zu kleben. Mac OS X Nutzer werden sich an die
"Stickies" Anwendung erinnert fühlen. Man kann sagen, es ist das
�quivalent zu "post-it Zetteln (Klebezetteln)" aber eben ohne Kleber.
Affiche (öffentliche Notiz in Französisch) ist die Arbeit von Ludovic
Marcotte, dem GNUMail.app Autor. Man findet Affiche unter
http://www.collaboration-world.com/affiche/.
Die aktuelle Version ist 0.6.
Die Benutzung dürfte klar sein, deshalb hier ein Bildschirmfoto wie es
aussieht.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein CD Brennprogramm. Burn.app ist
die Arbeit von Andreas Heppel und man findet es unter http://www.sourceforge.net/projects/gsburn.
(gsburn ist der Name der vorherigen Version). Getestete Version ist 0.3.0.1.
Um Burn.app nutzen zu können, muss CDPlayer.app ebenfalls installiert sein,
da AudioCD.bundle die Inhaltsliste einer Audio CD ausliest. Man kann die Version
0.3.0 von der gleichen Stelle wie Burn.app herunterladen.
Weiterhin benötigt man Cddb.bundle, ebenfalls auf der gsburn Homepage bei
Sourceforge verfügbar.
Schlie�lich werden noch cdrecord, cdparanoia und cdrdao benötigt.
Diese muss man vor Burn.app und seinen "Freunden" installieren.
Jetzt kann man die Anwendung über das Icon oder die Kommandozeile aufrufen.
Das sieht dann so aus:
Was mag das wohl sein? Richtig: es ist ein Quelltexteditor. Aber es ist ein sehr
kleiner mit einigen netten Features. Die aktuelle Version ist 0.4.0 und es ist
die Arbeit von Yen-Ju Chen, der das Projekt von Björn Giesler
übernommen hat, der das Projekt ursprünglich initiierte. Es ist
verfügbar unter http://savannah.nongnu.org/projects/codeeditor.
Um diese Version kompilieren zu können, braucht man die pcre Bibliothek.
Diese ist über einen Link auf der Projektseite verfügbar.
CodeEditor bietet Syntax Hervorhebung. Ein originelles und nützliches
Feature sind die Tab Fenster. Dadurch kann man verschiedene Quelltexte im selben
Fenster haben (z.B. *.m und *.h Dateien). Mittels der Werkzeugleiste kann man
den Quelltext durchsuchen oder zu einer bestimmten Zeile gehen. Natürlich
gibt es auch ein "Suchen und Ersetzen" Werkzeug, das reguläre
Ausdrücke unterstützt.
Weitere Features sind verfügbar, so z.B. Skripte. Um sie nutzen zu
können, braucht man StepTalk.
Hier ein Bildschirmfoto dieses netten Werkzeuges:
Jeder kennt das diff Kommando, um Unterschiede zwischen 2 Dateien zu finden.
EasyDiff ist die graphische Version des Kommandos.
EasyDiff ist verfügbar unter http://www.collaboration-world.com/easydiff/
und ist die Arbeit von Pierre-Yves Rivaille. Die für den Test benutzte
Version ist 0.3.0.
Neben dem Vergleich von Dateien kann EasyDiff diese zusammenführen und die
Änderungen als Patch speichern.
Das Bildschirmfoto sagt alles:
Diese Anwendung ist das graphische tar Kommando. Die aktuelle Version ist 0.9
und sie unterstützt bzip2. Es ist die GNUstep Portierung der Mac OS X
FreeTar Version und es ist die Arbeit von Fabien Vallon. Man kann sie
herunterladen von http://www.gnustep-apps.org/fabien/FreeTar/.
FreeTar arbeitet versteckt (das bedeutet, es bietet kein eigenes Fenster). Durch
einen Rechtsklick mit der Maus auf sein Icon (entweder im Clip oder im Dock,
wenn man Window Maker benutzt) erscheint ein Men�, mit dem man die zu
archivierenden Dateien auswählen kann.
Auf dem gleichen Weg kann man das Einstellungsfenster für die verschiedenen
Parameter aufrufen.
Bildschirmfoto:
Wie der Name sagt, GSPdf ist ein PDF Anzeiger. Natürlich kann er auch ps
Dateien darstellen, da es als Frontend für Ghostscript (es wurde getestet
mit Ghostscript 7.05) arbeitet.
GSPdf ist die Arbeit von Enrico Sersale, dem GWorkspace Autor. Die Anwendung
kann heruntergeladen werden von http://www.gnustep.it/enrico/gspdf/
GSPdf ist erst in Version 0.1, aber es arbeitet zuverlässig.
Hier ist ein Bildschirmfoto:
Wieder sagt der Name alles. NeXTstep bot das beste Hilfesystem aller Zeiten. Ich
verstehe bis heute nicht, warum Apple es durch "Apple Help" in Mac OS
X ersetzt hat. Egal! HelpViewer ist eine Kopie des NeXT HelpViewer. Aktuell ist
Version 0.3.0 und es ist die Arbeit von Nicolas Roard. Nicolas ist ebenfalls der
Autor von Waiho, ursprünglich bekannt als GSFtp, dem GNUstep FTP Client.
HelpViewer kann man herunterladen von
http://www.roard.com/helpviewer/.
HelpViewer nutzt einfache XML Tags und man kann so viele "Bücher"
erstellen wie man will. Ein Buch ist ein Verzeichnis mit den verschiedenen
Komponenten einer Hilfe: XML Dateien, Bilder, usw. Dieses Verzeichnis muss eine
help Erweiterung haben. Unter Window Maker kann man im Startmenu einen Eintrag
hinzufügen, um die Hilfe aufzurufen. Weiterhin funktioniert diese Anwendung
auch unter Mac OS X.
Hier ist ein Bildschirmfoto der Window Maker Tour, die man über das
Anwenungsmen� aufrufen kann:
Unglaublich, aber mit dieser Anwendung kann man sich Bilder anzeigen lassen ;-)
ImageViewer ist die Arbeit von Philippe C.D. Robert (mit Beiträgen von
Pierre-Yves Rivaille und Rob Burns). Die für den Test genutzte Version ist
0.6.1. Philippe ist Autor von verschiedenen GNUstep Anwendungen, unter denen man
z.B. das großartige ProjectCenter findet. ImageViewer kann man herunterladen
von http://www.nice.ch/~phip/softcorner.html
ImageViewer kann die meisten bekannten Grafikformate wie jpeg, tiff, gif, png
und xpm darstellen.
So sieht es dann aus (das Bild auf dem Bildschirmfoto kommt von NeXTstep):
Ink ist ein einfaches Schreibprogramm. Es ist Teil der GNUstep Beispiele,
verfügbar zum Download auf der GNUstep Homepage. Ink ist die Arbeit von
Fred Kiefer und die getestete Version war 0.1.
Ink ist ein RTF (Rich Text Format) Editor und man kann damit natürlich auch
reine Textdateien bearbeiten. Es bietet die meisten Features, die man von solch
einem Werkzeug erwartet, wie Manipulation von Text, Schrift, Farbe, usw. Man
kann weiterhin Bilder und Icons in das Dokument einfügen.
Der dargestellte Text im Bildschirmfoto kommt aus den Mac OS X Entwickler
Beispielen:
Toolbox ist... eine Sammlung von Werkzeugen. Es ist die Arbeit von Yen-Ju Chen
mit Unterstützung von vielen anderen GNUstep Entwicklern für die
verschiedenen Werkzeuge (GNUstep ist eine Familie). Man kann diese Anwendung
herunterladen unter http://savannah.nongnu.org/projects/toolbox.
Toolbox bietet einen Rechner, einen Eigenschaftlisten-Viewer, einen
Befehlsmonitor, einem Kalender, einem Internet Sucher, einen Newsclient (oder
sowas ähnliches) und einem Voreinstellungs-Viewer. Ein kleines
Hilfesystem ist ebenfalls verfügbar. Ein Infopanel existiert in jedem
Werkzeug, in dem man die Namen der einzelnen Entwickler findet.
Hier ist das Bildschirmfoto:
ToyView ist eine schon sehr alte Anwendung, die zum ersten Mal für NeXTstep
und dann für OpenStep und Mac OS X durch Ogihara entwickelt wurde. Es ist
ein Bildbearbeitungsprogramm. Dies hier ist die GNUstep Portierung durch Fabien
Vallon und es ist Version 0.3. Es kann heruntergeladen werden von http://gnustep-apps.org/fabien/Toyviewer_Port/.
Mit ToyViewer kann man Bilder anzeigen, bearbeiten und in verschiedene
Bildformate konvertieren. Es gibt viele Features: diese sind auf der
Downloadseite aufgelistet. Ein Beschreibung ist ebenfalls als Link auf die Seite
des Originalautors verfügbar.
Leider kann dieses einfache Bildschirmfoto nicht alle Feature zeigen (Bild
wiederum aus NeXTstep):
Es sei nochmal gesagt, dass dies nur ein sehr kurzer Überblick über
die "kleinen" Anwendungen ist. Es gibt natürlich viele mehr.
Viele der oben genannten Autoren arbeiten an verschiedenen Projekten und tragen
zu der Arbeit anderer GNUstep Autoren bei. Wie schon gesagt, GNUstep ist eine
Familie und einige Homepages gehören ebenfalls dazu. Die offizielle GNUstep
Seite ist natürlich der erste Anlaufpunkt, wenn man mehr über das
Projekt wissen will. Aber auch andere Seiten bieten eine Vielzahl von
Informationen wie: Anwendungen, Tutorials, Neuigkeiten. Es seien Wiki,
gnustep.de, gnustep.it, gnustep.us genannt. Man sollte einen Blick auf die
Referenzenliste zu meinem Mai 2003
Artikel werfen.
Wichtig ist die Tatsache, dass die Auswahl der hier vorgestellten Anwendungen
willkürlich war. Das hatte nichts mit Qualität zu tun: die vielen hier
nicht erwähnten Anwendungen sind genauso "gut", wie die hier
erwähnten. Das Gleiche gilt für die Entwickler. Meine Anerkennung gilt
ihnen allen. Das Ziel des Artikels war es, zu zeigen, dass viele verschiedene
GNUstep Anwendungen verfügbar sind. Das ist das Resultat der
großartigen API des GNUstep Frameworks. Solange man nicht GNUstep getestet
hat, kann man sich gar nicht vorstellen, wie fortschrittlich es ist. Es ist ein
"Paradies" für Entwickler und die vorhandenen
Entwicklungswerkzeuge machen die Sache noch besser.
Man wird merken, dass viele der verfügbaren Anwendungen noch sehr
"jung" sind und erst in Version 0.1 oder 0.2 vorliegen. Sie
funktionieren aber! Die Versionsnummern bedeuten nicht, dass sie
"unbrauchbar" sind, sondern es bedeutet nur, dass einige Features noch
fehlen oder weiter verbessert werden müssen. Es sei noch gesagt, dass die
Anwendungen sehr einfach nach Mac OS X portiert werden können und dass
schon jetzt viele auf beiden Umgebungen laufen. Mit anderen Worten, mit GNUstep
kann man Anwendungen für die meisten Betriebssysteme schreiben, egal ob sie
unixartig sind oder nicht. Das bedeutet, dass man sie sogar zum Teil unter
Windows ausführen kann, auch wenn das vielleicht etwas kompliziert ist.
Kurz, GNUstep ist universell ;-)
Auf alle Fälle einen Versuch wert, man wird es nicht bereuen!
Off-topic:
das war mein letzter Artikel und das Ende meines Beitrages zur Freien Software
allgemein. Es ist nicht der richtige Ort, um zu erklären warum, aber kurz
gesagt: Ich habe es satt. Ich bin nicht mit der Entwicklung von freier Software
einverstanden. Die Nachahmung von Windows scheint zur Regel zu werden und
dafür bin ich nicht. Die Großen wie IBM, Sun, usw. halten zunehmend
ihre Hände (und ihr Geld) über Linux und dafür bin ich nicht.
Einige Leute stellen Linux als einen neuen Weg der Wirtschaft dar und dafür
bin ich nicht. Einige große Linux Distributoren wie RedHat verhalten sich
wie Microsoft, und dafür bin ich nicht. Die Liste ist noch viel
länger... Aber das alles führt zur Perversion von Freier Software.
Gott sei Dank gibt es immer noch einige wenige (bis jetzt) Projekte, die der
eigentlichen "Idee" folgen. GNUstep ist eins von ihnen. Weitere sind
die meisten freien Sicherheitsprojekte, die BSD Systeme Familie und einige
andere.
Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung und jeder kann
darüber anders denken.
Die Zeit im LinuxFocus Team war eine großartige Erfahrung. Die Leute,
die dieses Magazin erstellen, sind sehr nett und machen einen fantastischen Job.
Sie als Leser vergessen vielleicht manchmal die Menge an Arbeit, die es macht,
ein vielsprachiges Magazin mit relativ wenigen Unterstützern zu erstellen.
Aber das ist nicht der Punkt. LinuxFocus ist eines der besten Beispiele für
das Teilen von Wissen. Und wenn man sich nur eine Sache merken kann, dann diese.
Darüberhinaus, LinuxFocus ist frei in jeder Bedeutung des Wortes. Es gibt
keine Sponsoren, keine Werbung, nichts. Deshalb hat sich LinuxFocus nicht an
jemanden verkauft und das garantiert die Redefreiheit.
Dank geht an Miguel Angel Sepulveda für die Gründung solch eines
Magazins. Ebenfalls Dank an Guido Socher für die Übernahme der
Verantwortung und dass er den Standard so hoch hält. Und natürlich
Dank auch an alle anderen Teammitglieder und an die vielen Unterstützer.
Trotz meines "Rückzugs" werde ich weiterhin LinuxFocus lesen und
ich hoffe, ihr auch!
Zum Schluss möchte ich noch sagen, was ich wirklich denke: Ich glaube, wir
leben nicht in einer großartigen Zeit!
Bis bald... in einem anderen Leben ;-)